Rebirth Active School – Studie: Prävention muss in der Schule beginnen

Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben nach dem ersten Jahr der gemeinsam mit dem Kreis Lippe initiierten REBIRTH active school-Studie nachweisen können, dass Bewegung im Unterricht als Präventivmaßnahme erfolgreich ist. „Der Kreis Lippe hat das Projekt von Anfang an kontinuierlich unterstützt. Erfreulicherweise zeigen die Ergebnisse nun, dass wir mit dem Bewegungsprogramm nachhaltig die Gesundheit von unseren Schülern fördern konnten“, betonte Landrat Dr. Axel Lehmann bei der Vorstellung der Studienergebnisse. „REBIRTH active school ist ein wichtiger Baustein in der Weiterentwicklung des Gesundheits- und Bildungsstandorts Lippe.“„Wir können zeigen, dass derartige Bewegung nicht nur die altersgerechte körperliche Entwicklung von Zweit- und Fünftklässlern positiv beeinflusst, sondern auch die Leistungsfähigkeit verbessert“, sagte Professor Dr. Axel Haverich, Direktor der MHH-Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie (HTTG). „Prävention wird in unserer Gesellschaft immer wichtiger – gesunde Lebensweise muss schon in der Schule gelernt werden.“

WHO fordert eine Stunde Bewegung pro Tag

Seit April 2017 nehmen mehr als 300 Schüler der zweiten und fünften Klassen an fünf Schulen (zwei im Stadtgebiet Hannover, drei im Kreis Lippe) an der Untersuchung teil. Mehrmals täglich werden die Kinder durch Sportwissenschaftler mit Unterstützung der Lehrkräfte angeleitet, sich während des Schulalltags, also auch im Unterricht, zu bewegen. Mehr als die Hälfte der sportlichen Aktivitäten findet während des Unterrichts statt, zum Beispiel Rechenjogging im Matheunterricht oder Koordination und Ausdauerübungen in anderen Fächern. Ziel ist es, mindestens die eine Stunde Bewegung pro Tag zu erzielen, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert. Im ersten Studienjahr nahmen 190 Kinder an den Aktivitäten teil, 120 Kinder bildeten die Kontrollgruppe.

Aktivität wird nahezu im Vorübergehen erreicht

Professor Dr. Uwe Tegtbur, Direktor des MHH-Instituts für Sportmedizin, war von den Ergebnissen begeistert: „Die Fitness der aktiven Kinder – ihre Ausdauer, Koordinationsfähigkeit, ihre Schnelligkeit und ihre Kraft – haben sich in dem einen Jahr doppelt so gut verbessert wie die der Kinder in der Kontrollgruppe“, sagt Professor Tegtbur. Und das Beste: „Die sportliche Aktivität wird durch die Unterstützung der Lehrkräfte nahezu im Vorrübergehen während des Unterrichts erreicht.“ Fünfminütige Bewegungseinheiten während der Schulstunde sorgten zudem dafür, dass die Kinder ihren Bewegungsdrang ausleben und anschließend dem Unterricht wieder konzentrierter folgen könnten. „Erstaunlicherweise konnten wir dabei keinen direkten Bezug zur Mediennutzung herstellen. Die Nutzung von Medien wie Handy oder Computern nimmt zwar mit dem Alter zu, die aktiven Kinder haben sich aber viel mehr bewegt, ohne ihr Medienverhalten zu ändern.“

Hinweise, dass aktive Kinder elastischere Gefäße besitzen

Auch die Untersuchung der Kinder von Ärzten der MHH geben positive Anhaltspunkte. „Die Gefäße der Kinder in der Bewegungsgruppe sind elastischer geblieben. Es zeichnen sich Hinweise ab, dass aktive Kinder weniger Bauchfett ansetzen“, erklärte Professor Haverich. Eine geringere Gefäßelastizität und mehr abdominelles Fett gelten als wichtige Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im zweiten Jahr der Studie werden die 120 Kinder, die bisher in der Kontrollgruppe waren, von den Bewegungseinheiten profitieren.

Die Wissenschaftler der MHH sind sich einig, dass Bewegung stärker in den Lernprozess integriert werden muss. „Die Prävention kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Schulen mit politischer Unterstützung die Gesundheit der Kinder aktiver fördern“, betont Sportmediziner Professor Tegtbur.

BUZ: Gemeinsame Präsentation und Austausch zum Projekt REBIRTH active school: (1. Reihe v.l.) Karen Zereike, Zukunftsbüro Kreis Lippe, Landrat Dr. Axel Lehmann, Prof. Dr. Dr. h.c. Axel Haverich, Klinikdirektor HTTG der Medizinischen Hochschule Hannover, Prof. Dr. Uwe Tegtbur, Direktor des Instituts für Sportmedizin an der MHH. (2. Reihe v.l.) Cornelius Jäger, Klinikmanagement (HTTG), Wilfried Starke, Präsident Kreissportbund Lippe e.V., Elke Prasse, Schulleitung Bachschule, Anke Freytag, Schulamt Lippe, Iris Hansmann, Schulleitung Weerth-Schule Detmold und Herbert Dierker, Konrektor Bachschule. Foto: Kreis Lippe