Lemgo – Bunte Farben, laute Sprühdosen und jede Menge kreative Energie: Fast 40 Meter Wandfläche der Turnhalle der Realschule Lemgo sind jetzt nicht nur bunter, sondern auch klüger geworden – dank eines außergewöhnlichen Graffitiprojekts, das das zdi-Zentrum Lippe.MINT gemeinsam mit Rapschool NRW und der Schule auf die Beine gestellt hat.
In einem mehrtägigen Workshop gestalteten Schülerinnen und Schüler mehrere Wandflächen – darunter die komplette Außenwand der Turnhalle – mit ausdrucksstarken Graffitikunstwerken. Die Motive? Alle vier Bereiche aus dem MINT-Spektrum (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) wurden nicht nur dargestellt, sondern kreativ interpretiert.
Informatik wurde in einem besonders aktuellen Kontext verarbeitet: Die Vorteile und Gefahren von Künstlicher Intelligenz wurden künstlerisch und kontrovers dargestellt – eine Einladung zum Nachdenken über Chancen und Herausforderungen digitaler Technologien.
Mathematik wiederum wurde in einer surrealen Bildsprache umgesetzt – mit Zahlen und Formeln, die als visuelle Darstellung von Bewusstsein und Wahrnehmung verstanden werden können.
Der Bereich Technik griff das große Thema Industrialisierung auf. Die Entwicklung von ländlichen Strukturen hin zur urbanen Gesellschaft wurde eindrucksvoll visualisiert und spiegelt die gesellschaftlichen Veränderungen im Zuge technischer Fortschritte wider.
Auch der Naturwissenschaft wurde viel Raum gegeben. Die Schüler*innen setzten sich mit Körper, Umwelt und Teilbereichen der Anthropologie auseinander und brachten ihre Erkenntnisse eindrucksvoll an die Wand.
Doch nicht nur Betonwände wurden zu Leinwänden: Ganz im Sinne des aktuellen DIY-Trends wurden auch die alten Spray-Klamotten der Jugendlichen zu echten Unikaten umgestaltet. So entstanden „neue Designerstücke“ im Street-Art-Stil – kreative, tragbare Kunst, die im Handel für viel Geld zu haben ist, hier aber mit Begeisterung und eigener Handarbeit entstanden ist.
Das Projekt ging jedoch weit über die künstlerische Arbeit hinaus. Es diente gleichzeitig der beruflichen Orientierung im MINT-Bereich. Ein Highlight war der Besuch bei der Firma Plantag Coatings in Detmold, wo die Teilnehmenden spannende Einblicke in die Arbeit von Lacklaboranten erhielten – inklusive praktischer Übungen an Maschinen und im Labor.
Ein besonderer Aspekt während der Sprühphase des Projekts war der praxisnahe Einblick in chemische und technische Grundlagen der verwendeten Materialien. Die Jugendlichen lernten nicht nur, wie Sprühfarben aufgebaut sind, sondern auch, wie chemische Prozesse wie Trocknung, Haftung und Reaktion auf verschiedenen Untergründen funktionieren. Themen wie Lösungsmittel, Emissionen und Sicherheitsaspekte wurden ebenso behandelt wie die Unterschiede zwischen Acryl-, Wasser- und Lösungsmittelfarben – ein spannender Einstieg in die Welt der Lackchemie.
„Der Workshop war ein voller Erfolg“, resümiert Thomas Mahlmann vom zdi-Zentrum. „Die Gruppe war extrem fleißig, hoch motiviert und hat mit sehr viel Kreativität gearbeitet.“
Mit dem Projekt wurde deutlich: MINT kann bunt, kreativ und alltagsnah sein – und junge Menschen auf ganz neue Weise begeistern.
Das Projekt „StreetArt meets MINT-Production“ wurde mit Mitteln der Bundesagentur für Arbeit und des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW gefördert.
Bildunterschrift: Stolz auf das Graffiti am Eingang der Schule: von links: Thomas Mahlmannn (zdi-Zentrum Lippe.MINT), Nicole Cousain (1. Konrektorin Realschule Lemgo), Daniel Schneider (Rapschool NRW), rechts: Monib Sadat (Rapschool NRW) mit dem Team aus Schülerinnen und Schülern.
Foto und Text: Lippe Bildung eG